Kinderwunschklinik

Der dritte Versuch endete in einer biochemischen Schwangerschaft. Ich durfte mich ein paar Tage über den Test freuen, Hoffnung schöpfen und wurde mit einem einzigen Anruf in der Kinderwunschklinik wieder auf den Boden zurück geholt. Wenigstens musste ich mich nicht wieder einer OP (Ausschabung) unterziehen, sondern mit einsetzen der Periode startete ich in den neuen Zyklus. Mittlerweile bastelten wir nun schon fast 2,5 Jahre an unserem Kinderwunsch. Das Kind meiner besten Freundin, welche kurz nach uns mit „trainieren“ anfing, wurde bereits eins. Eine andere Freundin die kurz vor uns starteten, bekam gerade ihr zweites Kind. Überall schien das Thema präsent und ich fühlte mich ehrlich gesagt etwas niedergeschlagen. Parallel zu meinem Versuch der alternativen Medizin mit der Akupunktur zusammen mit WWW (Witzige Wendy Wendisch) machte ich erste Erfahrungen in der Kinderwunschklinik.

Das erste Mal in der Kinderwunschklinik

In meiner Stadt gibt es davon gleich mehrere. Manche mit vier bis fünf monatiger Wartezeit, wenn man Neupatient ist. Ich wählte eine, die ich mit dem Rad erreichen konnte und die im Internet gute Bewertungen erzielt hatte. Zudem bekam G. noch eine Empfehlung für genau das von mir gewählte Zentrum von seinem Arzt.

Prof. Dr. Empathielos

Das Wartezimmer war voll. So viele missglückte Versuche. Unfassbar. Etwas was so natürlich ist und doch für viele Frauen so schwierig und mühselig. Ich fühlte mich ein wenig unbehaglich. Zappelte auf meinem Stuhl rum, bevor ich endlich aufgerufen wurde. Beim ersten Termin wurden mir zahlreiche Fragen gestellt und ich wurde in aller Ausführlichkeit darauf vorbereitet, dass ich hier keine Wunder erwarten dürfte. „Ab 35 Jahren sinkt Ihre Chance auf eine gesunde Schwangerschaft generell erheblich.“ Dumm dass ich schon 37 war als der Arzt mir das sagte. Bei jedem Besuch erzählte er mir aufs Neue von der gleichen Statistik und erwähnte manchmal auch noch dazu wie viel Prozent der Frauen Fehlgeburten erleiden und dass das Risiko für Fehlgeburten zunimmt, wenn man schon eine hatte. Wenig hilfreich für meine Psyche. Danke Herr Prof. Dr. Empathielos.

Prof. Dr. Empathielos wollte zunächst mit einer Zykluskontrolle starten um zu schauen ob und wann ich einen Eisprung habe. Ich musste also regelmäßig Termine wahrnehmen, die sich mit meinem Job nicht immer gut vereinbaren ließen. Aber meine Priorität stand hier eindeutig fest. Jedes Mal wenn ich in die Kinderwunschklinik kam und anschließend mein Name aufgerufen wurde, wurde ich zuerst in den Behandlungsraum geführt. Dort sollte ich mich schon einmal frei machen und auf der Liege (unten rum nackt) Platz nehmen. Der Arzt war anscheinend sehr beschäftigt und ich musste manchmal bis zu zwanzig Minuten splitternackt auf ihn warten. Gut dass es nie einen Feueralarm in der Zeit gab. Ja, hier warteten viele Patientinnen, aber ich finde ein wenig mehr Zeit und ein wenig mehr Einfühlungsvermögen kann man sich auch für gesetzlich versicherte Frauen nehmen. Denn wie Ihr inzwischen wisst, ist das alles psychisch nicht sehr einfach zu verarbeiten. Dass das auch möglich ist, zeigte mir mein späterer Wechsel innerhalb der Klinik zu einer anderen Ärztin. Zuvor musste ich mir aber nackt auf der Liege wartend noch ein paar Mal die Statistik zu älteren Müttern anhören.

Die wöchentliche Wiederholung: Jajajaja, meine Chancen sinken.

Wusstet Ihr schon, dass die Chancen auf eine Schwangerschaft schon ab 35 sinken? (Natürlich weiß ich dass ich es weiter oben schon erwähnt habe, aber der in die Jahre gekommene Prof. Dr. Empathielos wusste es jedes Mal aufs Neue nicht mehr.) Prof. Dr. Empathielos unternahm ehrlich gesagt auch anfangs nicht viel um mir zu helfen, weil er mein „Problem“ wohl unterschätzte oder einfach noch ein wenig an mir verdienen wollte. Schließlich war ich ja schon drei Mal ohne künstliche Hilfe schwanger geworden. Wir kontrollierten also weiterhin lediglich meinen Zyklus um festzustellen ob und wann ich einen Eisprung habe und die beste Zeit für Geschlechtsverkehr wäre (Kurz: GVnP = Geschlechtsverkehr nach Plan). 

Es geht eben auch anders.

Erst als er im Urlaub war und ich bei seiner freundlichen Vertretung zu Gast war, spürte ich, dass mein (unser) Wunsch ernst genommen wurde. Ich durfte im Behandlungszimmer zunächst am Schreibtisch (angezogen) Platz nehmen und es wurde gefragt wie es mir geht und welche Untersuchungen bereits gemacht wurden. Sie nahm sich Zeit für mich und erklärte mir meine Möglichkeiten und machte Behandlungsvorschläge. Ich fühlte mich ernst genommen von Frau Dr. Pille. Sie steuerte direkt eine Untersuchung der Schilddrüse und der Hormonwerte ein und verschrieb mir daraufhin Progesteron für meine zweite Zyklushälfte. Eine erste Hilfestellung, ein erster Schritt, ein bisschen Hoffnung. Trotzdem verging die Zeit und ich wurde nicht wieder schwanger. Also unterhielten wir uns über weitere Untersuchungen.

Welche Untersuchungen kann man bei unerfülltem Kinderwunsch noch machen?   

  • Bei mir wurde ein Hormonstatus untersucht und die Schilddrüsenwerte überprüft. Ich nahm nun Progesteron, ein Hormon, was mein Körper anscheinend unzureichend produziert.
  • G. lies ein Spermiogramm anfertigen, wozu ihm der Arzt (wirklich) gratulierte.
  • Ich vereinbarte einen Termin bei einer Hämatologin, die mein Blut und dessen Gerinnung untersuchte. Man stellte eine leichte Gerinnungsstörung fest, weshalb ich ab Eisprung nun vorsorglich jeden Tag Heparin spritzen musste.
  • Wir gingen zu einer Genetikspezialistin, wegen der Fehlgeburten, die eine vollständige genetische Untersuchung von G. und mir veranlasste. Außer der leichten Gerinnungsstörung stellte man keine Auffälligkeiten fest.
  • Ich machte vorsorglich eine Prüfung meiner Eileiter auf Durchlässigkeit. Hier war alles okay.
  • Mit Hilfe von Ultraschall wurde nach Zysten oder Miomen gesucht, aber auch hier war alles in Ordnung.

Mit jeder Untersuchung hoffte ich dass wir uns dem „Problem“ ein wenig annäherten. Ich dachte, dass es einen Grund geben muss für die ganzen Steine die uns im Weg lagen. Aber jede Untersuchung brachte kaum Auffälligkeiten. Ich gewöhnte mich sogar an die Einnahme von Progesteron und das tägliche Spritzen von Heparin. Okay, an die Spritzen kann man sich eigentlich nicht gewöhnen. Ich hatte mich vorher noch nie selbst gespritzt und mache es immer noch nicht gern, aber ich dachte ja immer an den guten Zweck.

Bei diesen Befunden wurde mir zudem gesagt, dass diese nicht unbedingt der Grund für die Fehlgeburten sein müssen, aber ausschließen konnte man es auch nicht. Die Medikamente muss ich demnach immer ab Eisprung als „Vorsorge“ zu mir nehmen, damit für den Fall der Fälle eine Fehlgeburt verhindert werden kann.

Das Jahr 2019 zog mit all seinen Arzt und Spezialistenterminen fast unspektakulär an mir vorüber. G. schaffte es irgendwie dass ich nicht den Mut verlor. Ich bin oft sehr beeindruckt, wie positiv er sein kann, nie den Mut verliert und es schafft mir immer wieder Zuversicht zu vermitteln. Daran versuche ich mir immer ein Beispiel zu nehmen. Diesen Mann will ich nie wieder missen. Und er mich anscheinend auch nicht. Im Sommer 2019 setzte er ganz unerwartet unserer Beziehung ein Krönchen auf und fragte mich mit einem Ring in der Hand, ob wir das auch amtlich festhalten wollten.

21 Kommentare

  1. Sehr interessant, was die da alles mit dir gemacht haben. Konnte Dr. Empathielos förmlich vor mir sehen 😤
    Aber das das Ende… bin so ein Weichei, aber hab Tränen in den Augen 😅❤️

      1. Ich weiß 🙈🙈🙈 am Wochenende sind die Weihnachtsvorbereitungen erledigt und dann hab ich endlich Ruhe und Zeit den ersten Beitrag fertig zu schreiben 😅

  2. Ich verfolge ganz gespannt deine Beiträge und hoffe, dass es irgendwann noch ein Happy End gibt.

    Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Reise (wenn man das nach fast 1,5 Jahren erfolglosen Versuchen noch sagen kann) und ich finde es interessant und irgendwie auch beruhigend zu wissen, was andere über sich ergehen lassen müssen.

    Und schön zu lesen, dass euch die schwere Situation noch näher zusammen bringt. Man liest ja leider auch sehr oft, dass Beziehungen am unerfüllten Kinderwunsch zerbrechen.

    1. Ja, keine Sorge. Nur noch ein paar Beiträge und wir sind endlich im Präsens.
      Mir ging und geht es auch so, dass ich gern andere Kinderwunschgeschichten lese, sonst denkt man noch, dass man total allein mit der Sache ist. Ich drück Euch die Daumen, dass es bald klappt ❤

  3. Ein wirklich toller, da so ehrlicher Beitrag. Vielen Dank dafür! Und es ist so wichtig, einen tollen Menschen an seiner Seite zu haben, der die Last mitträgt und sie vor allem erträglicher macht ❤️
    Ich bin sehr gespannt, wie eure Reise weitergeht!

  4. ich finde deine Blogbeiträge so toll! Ich hoffe, dass wir beide mal keine Medikamente mehr brauchen und auch keine Pause, weil sich das „Problem“ von selbst gelöst hat und wir schwanger sind :o)

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