Irgendwie ging die Woche Yogaurlaub auf der Insel um.
Ohne Fehlgeburt.
Ohne Corona.
Mein Körper hatte also anscheinend noch nicht gemerkt, dass sich die Schwangerschaft nicht mehr weiterentwickelte. Direkt nach dem Urlaub ging ich wieder zu meiner Ärztin in der Kinderwunschklinik, Frau Dr. Pille, die mir alles noch einmal bestätigte und auch meinte, dass wir nicht mehr warten sollten und wieder eine Ausschabung notwendig wäre. Also sollte im Frühjahr 2020 meine dritte Ausschabung stattfinden, genau während des Corona Lockdowns.
Da die Termine in der von mir ausgesuchten Klinik nur Freitags stattfanden, musste ich fast noch einmal eine ganz Woche warten, in der aber immer noch nichts passierte. Keine Blutung. Kein Abgang. Keine Schmerzen. Einfach nichts.
Ich bin ja immer noch hin und her gerissen, was am Ende besser ist. Warten dass es unkontrolliert von selbst passiert oder eine geplante OP. Beides fühlt sich sehr schmerzhaft an und in meinem Fall wollte ich es irgendwann dann endlich hinter mich bringen, da es von selbst nach mehreren Wochen langem Warten nicht von selbst passierte. Ich war mal wieder sehr traurig. Alles lief irgendwie mechanisch ab. Ich wusste was auf mich zukam und hatte dennoch Angst, dass mein Körper die dritte OP dieser Art nicht so einfach wegstecken würde. Zwei Freundinnen erzählte ich es. Eine Freundin bat an mich in die Klinik zu begleiten. Das war das Netteste war irgendwer einmal für mich im Bezug auf den Kinderwunsch und die vielen Rückschläge angeboten hatte. Das werde ich nie vergessen. Dennoch lehnte ich ab. OPs sind ja generell immer viel mit Warten verbunden. In der Zeit konnte sie nichts für mich tun. Und zur Klinik Bringen, als auch Abholen konnte mich G. Und eigentlich wollte ich danach auch mit Niemanden anderen außer ihm sprechen. Nach der OP ging es mir psychisch sehr schlecht. Ich stellte alles in Frage. Meinen Job, mein Leben, den Ort wo ich lebe, meine Zukunft, meine Ziele. Ich wusste nicht mehr wer ich war und was ich von meinem Leben erwartete. Mit fehlte die Energie einfach weiterzumachen. Das Wochenende nach der OP lag ich nur auf der Couch, lies mich von G. bekochen und schaute mal wieder entspannt mehrere Stunden Unterschichten TV.
„Na Du? Wie war Dein Wochenende?“
Die andere der zwei Freundinnen, die von der OP wusste, schrieb Sonntagabend: „Na Du? Wie war Dein Wochenende? Was habt Ihr Schönes gemacht?“ Diese Nachricht war lieb gemeint, aber sie zeigte mir mal wieder wie selbst gute Freunde so ein Erlebnis nicht richtig ernst nehmen und nicht wissen wie sie damit umzugehen haben oder es einfach vergessen. Für mich war es kein Wochenende wie jedes andere. Ich hatte natürlich nichts „Schönes“ gemacht. Ich musste das Erlebte verarbeiten. Ich hatte ein Baby verloren. Das Dritte (oder wenn man die biochemische Schwangerschaft mit zählte, das Vierte.) Ich trauerte. Wäre am Freitag meine Mutter gestorben, hätte niemand gefragt ob ich ein schönes Wochenende hatte. Und auch wenn ich das Mini nie richtig gesehen habe, es nur ein Embryo war, es war etwas was mir genommen wurde. Es tat weh. Und das nicht zum Ersten Mal. Ich schrieb eine lange Nachricht zurück, weil ich ihr erklären wollte wie es mir ging. Darauf schickte sie Blumen und fragte, ob ich es einmal mit einem Psychologen versuchen wollen würde.
Es ist für jede Mutter schwer sein Kind zu verlieren. egal wie alt es ist. Ein Kind das in einem wächst ist ein Teil von einem. Bleibe weiterhin Stark und lasse Dich von Deiner Traurigkeit nicht unterwerfen.
Grüße von Michael aus Hamburg
Danke ❤
Unser Leben ist nicht einfach und manchmal wird unser Leben auf eine sehr harte Probe gestellt. Auch bei Dir. Warum das so ist ist nicht zu erklären. Doch aufgeben ist keine Option.
Das ist bitter und tut zusätzlich weh, wenn Freunde nicht die Empathie aufbringen, die man bräuchte in der Situation. Ich hoffe, ihr findet wieder zueinander oder habt es schon. Die Blumen sind immerhin ein nettes Signal, dass Du ihr wichtig bist. Was ich von dem Tipp mit dem Psychologen halten soll, weiß ich nicht. Das hätte ich als wenig hilfreich empfunden und hätte mich vermutlich zusätzlich auf die Palme gebracht. Wie hast Du das empfunden?
Ja, ich habe es ihr nicht übel genommen. Die meisten wollen immer nur helfen. Sie verstehen nicht, dass sie das in dem Fall nicht können und ich ja nicht dumm bin und natürlich auch schon mal an das Psychologenthema gedacht habe nach mehreren Fehlgeburten. Wirklich hilfreiche Vorschläge konnten für mich bisher nur Ärzte machen. Von meinen Freunden erwarte ich da eigentlich nur Anteilnahme.
Liebe Jiuliena, es tut mir furchtbar Leid was du ertragen musst. Ich habe letzte Woche von meiner dritten Fehlgeburt erfahren und auch meine Freundin hat mich ganz selbstverständlich gefragt wie mein Wochenende war. Mir ist klar dass Freunde und Verwandte es nur nett meinen und es nicht besser wissen. Trotzdem tut es weh und macht es schwer sich mit diesen Menschen weiterhin verbunden zu fühlen. Vor allem wenn das Herz offen liegt und jeder es mit klitzekleinen Kleinigkeiten verletzten kann.
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft. Fühl dich gedrückt. Du bist nicht alleine.
Vielen Dank für Deinen Beitrag und auch Dir alles Gute. Ich glaube dass viele Menschen einfach nicht wirklich nachvollziehen können, welchen Schmerz man selbst erlebt, weil ja irgendwie noch nichts da war aus ihrer Sicht. Ich drück Dir weiterhin ganz doll die Daumen und werde auf jeden Fall auch in Zukunft Deine Reise begleiten, wenn Du uns dran teilhaben lässt. 🙂
Ich finde es toll und sehr stark, dass du deinen Freunden zugestehst, dass sie es nicht besser wissen. Ich würde mir auch so viel mehr Mitgefühl oder „Klappe halten“ wünschen, aber an Ende… hätte ich es nicht selbst erlebt…ich glaube, ich wäre auch keine große Hilfe….ich weiß es nicht…aber du hast total recht, wir müssen da durch, ganz alleine…auch ein Therapeut kann nur beistehen. Die Schritte gehen, die Emotionen zulassen oder kontrollieren, die Hoffnung wieder finden, immer wieder, dass musst du, müssen wir selbst hinbekommen. Und ich wünsche Dir von Herzen, dass Du Dir das noch lange bewahren kannst🙏🍀❤️