Vantrip mit Baby – Es geht los.

Wir sind super vorbereitet. #ironieoff

Unorganisiert.

Am Donnerstag wollen wir los. Heute ist Dienstag und wir haben selbstverständlich noch nicht gepackt. G. muss noch unsere Küchenbox zurechtsägen, in der wir Küchenutensilien verstauen wollen, der Bus muss noch sauber gemacht werden und die Wohnung aufgeräumt. Ich muss noch auf einen Kaffee zur Nachbarin und ihr den Wohnungsschlüssel bringen, damit sie unsere Blumen gießt und bekomme morgen noch meine Fäden gezogen, die ich aufgrund der Hernien OP noch habe. Die OP ist gerade mal eine Woche her. Ich muss noch einen Bauchgurt tragen und darf eigentlich nicht schwer heben. Aber sag das mal einer Mama mit einem 11kg schweren Kleinkind. Alles nicht so wirklich praktisch, aber noch später wollen wir einfach nicht losfahren. Es ist bereits Ende September und ein bisschen Sonne in den nächsten Tage wäre schon schön. 

G. möchte direkt bis nach Frankreich durchfahren und ich meckere, dass ich das zu weit finde. Wir haben ja keinen Stress. Wir haben mindestens zwei Monate Zeit. Wir diskutieren, bis sich Mini beschwert und haben noch nichts entschieden.

Einen Tag vorher gehe ich zum Fäden ziehen. Danach putze ich den Bus und fange an zu packen. Ich schwitze ordentlich. Reicht eine Leggings oder soll ich doch lieber zwei mitnehmen? Ach auf die eine Leggings kommt es auch nicht mehr drauf ran. Ich stopfe sie in unsere Fenstertasche. Der Fleecepulli muss auch noch mit. Der Reißverschluss der Tasche geht ja noch zu. Mit viel Quetschen.

Am Abend vorher laden wir alles rein. Der zweite Rucksack muss noch mit, die Kraxe, Minis Hochstuhl – puh – der Bus ist schon echt voll. Wir fallen todmüde am Abend vorher ins Bett.

Endlich los.

Am nächsten Morgen packen wir den Rest ein und fahren pünktlich zu Minis Vormittagsschlaf los. Als wir auf die Autobahn fahren, fange ich zu grinsen an. Ich kann es kaum glauben: Wir fahren tatsächlich los. Wir haben zwei volle Monate Zeit, nur für uns als kleine Familie, fürs Meer, für Tapas und Pastel de Nata. Seit ich 18 bin, träume ich von so einem Vantrip quer durch Europa. Und jetzt, genau jetzt, in diesem Moment, startet dieses kleine Abenteuer. Mit G. und dem Minimann. Der Minimann, der sooooo lange auf sich warten lassen hat und der mich trotz anhaltendem Schlafmangel jeden Tag glücklich macht.

Am Bodensee machen wir unseren ersten kurzen Stop, essen schlechtes Essen, gehen spazieren und G. telefoniert noch mit einem Kunden. Am späten Nachmittag fahren wir weiter und schaffen es tatsächlich noch nach Frankreich. Spät abends halten wir an einer Raststätte, wo ich nochmal aufs Klo gehe und G. das Aufstelldach hochschiebt. In dem Moment fällt mir ein dass ich ein Bettlaken für die Matratze vergessen habe. Hmpf. Mini wird noch einmal gestillt und ich bin zufrieden dass er ohne viel Genörgel einschläft. Es ist kalt Ende September und ich bin über den Daunenschalfsack sehr froh. Die Nacht ist durchwachsen, aber das ist sie ja eigentlich immer. Am nächsten Morgen gibt es frische Croissants, die von der Tanke sind, aber besser schmecken als von unserem Bäcker. Mini findet das auch. Und schon sind wir wieder on the road.

An uns ziehen die Straßen, Häuser, Bäume und Landschaften vorbei. Mini ist vergnügt und wenn er anfängt zu motzen, halten wir an. Wir genießen die Sonnenstrahlen, auch wenn es draußen noch recht frisch ist und kommen schon am frühen Abend auf einem Campingplatz an. Es ist kaum was los. Ein nettes älteres Pärchen aus Hamburg ist neugierig und fragt uns über unsere Reise aus. Sie kommen gerade aus Portugal, erzählen von Sonnenuntergängen, warmen Temperaturen und Delphinen und meine Vorfreude steigt. Mini sitze auf seiner Decke und schaut sie neugierig an. Wir kochen unser erstes Abendessen. Es gibt – oh Wunder – eine Pasta. Die selbstgezimmerte Küche ist super und erfüllt Ihren Zweck. Um 8 schläft Mini ein und G. und ich sitzen entspannt vor dem Bus, bevor uns nur eine Stunde später auch die Augen zufallen und wir beschließen ins Bett zu gehen.

Herausfordernd.

Am nächsten Tag kommen wir bereits an unserem erst Stopp am Atlantik in Vieux Boucau an, wo wir ein paar Tage bleiben möchten. Es ist kühler als gedacht, besonders abends wenn die Sonne weg ist. Ich mache mir viele Sorgen, ob wir Mini zu viel zumuten. Die Fahrerei, die Kälte, die vielen neuen Eindrücke. Hat er genug Möglichkeiten zu Schlafen? Hat er genügend Schatten? Isst er genug? Trinkt er? Ich kann es nur teilweise genießen, weil die Gedanken mich oft auffressen. G. ist viel entspannter und versteht meine Sorgen nicht. Vielleicht müssen wir uns erst ein wenig einspielen, denke ich. Diese Dinge werden uns allerdings noch oft auf der Reise begegnen und auch immer mal wieder für Ärger zwischen uns als Paar sorgen. Ich versuche immer schon alle Möglichkeiten vorher zu zerdenken. Gibt es es einen Wickeltisch im Restaurant? Wo werde ich stillen? Was werden wir kochen? Wo können wir einkaufen? Wie lange wird Mini während der Autofahrt schlafen? G. lässt einfach alles auf sich zukommen. Einen Kompromiss finden wir am Ende, aber es ist nicht immer einfach auf dem Weg dahin.

Diese Reise ist anders, als unsere bisherigen. Nicht nur, dass sie viel länger ist, wir leben acht Wochen zusammen auf kleinstem Raum. Wenn dicke Luft herrscht, können wir uns nur schwer aus dem Weg gehen. Wenn wir etwas für uns machen wollen, müssen wir uns abstimmen, weil ja einer immer bei Mini sein muss. Wir tragen zum ersten Mal nicht nur Verantwortung für uns selbst, sondern für dieses kleine Lebewesen und das verändert alles ein bisschen. Es ist nicht immer leicht einen TAgesablauf zu finden, aber nach ein paar Tagen grooven wir uns ein bisschen ein ins Vanlife.

Zusammenschweißend.

Mini meckert mal, wenn es nicht gleich etwas zu essen gibt oder er zu spät in den Schlaf findet, aber im Großen und Ganzen ist er echt pflegeleicht und fast immer zufrieden. Wir sitzen in Strandrestaurants, essen Tapas und schauen aufs Meer. Mini buddelt im Sand. G. nimmt ein paar Kitesurfstunden und ich gönne mir mal eine Massage. Wir sprechen viel über die Zukunft. Wo und wie wollen wir leben? Wann werde ich wieder mit der Arbeit starten können? Und wie viele Stunden werde ich machen können, wenn wir nicht gleich einen Kitaplatz finden? Die viele gemeinsame Zeit tut uns gut. Wir wachsen sehr schnell als kleine Familie zusammen und sprechen auch viel Unausgesprochenes aus. Das ist manchmal schwer, aber vielleicht muss es eben auch einmal sein, damit wir uns als Paar weiterentwickeln. Am Ende sind zwei Monate doch wahnsinnig schnell um und wir haben viel über uns selbst gelernt, über Mini und über den jeweils anderen.

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